Kapitel 4: „Die Werkzeuge der geistlichen Kunst“

4.6 Nicht begehren

Das Gebot, nicht zu begehren, bezieht der Heilige Benedikt im Rahmen der zehn Gebote auf den Lebensbereich des Nächsten, unseres Mitbruders. Es will dessen Leben und alles, was wir notwendig dazu brauchen, wirksam in Schutz nehmen. Es handelt sich dabei um die Grundbedürfnisse unseres Daseins bzw. unseres Lebens .Dies ist gleichsam die eine Seite der Münze, die das Leben des anderen in den Blick nimmt. Die andere Seite des Begehrens betrifft uns selber. Indem uns ein Direkt – Begehren des Lebensweges unseres Nächsten abverlangt wird, wird uns gleichzeitig ein bewusstes Erwählen und Bejahen unseres eigenen Lebensweges zur Pflicht gemacht. Das ist bei aller anfänglichen Begeisterung nicht immer leicht, vor allem dort, wo sich die Alltags- und Verschleißerscheinungen einstellen. Nicht begehren, heißt im Grunde, zu seinen Grenzen und Begrenzungen stehen, denn eben darin liegen unsere wahren Gelegenheiten.